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Sell in May and go away

Sell in May and go away?

Sell in May and go away? Keine gute Idee, nicht in diesem Jahr. Wer der Börsenweisheit gefolgt ist, hat in den ersten zehn Tagen des Monats mehr als vier Prozent Kursgewinn im DAX verpasst. Der Index notiert mittlerweile um die Marke von 8.400 Punkten und läuft sich zum Wochenabschluss für ein weiteres Allzeithoch warm. Die Bären können vorerst einpacken, denn eins ist klar: Je weiter der DAX steigt, desto mehr nimmt auch der Druck auf jene Anleger zu, die entweder noch gar nicht investiert sind, oder, schlimmer, auf fallende Kurse spekuliert haben. Eindeckungen und die Käufe der Nachzügler sollten dem Handel deshalb zusätzlich Luft nach oben verschaffen.

Den wichtigsten Grundstein für eine herrlich lange Hausse hat die Europäische Zentralbank mit den niedrigen Zinsen längst gelegt. Anfang Mai senkte die EZB den Leitzins auf das Rekordtief von 0,5 Prozent. Damit stehen zum einen den Unternehmen günstige Kredite zur Verfügung, was die Wirtschaft stimulieren wird. Zum anderen machen niedrige Zinsen Anlagen wie Anleihen, Tagesgeldkonten und Sparbücher unattraktiv. Wer hier sein Geld anlegt, muss zusehen, wie es immer mehr an Wert verliert, da die mickrigen Zinsen nicht mal die Inflation ausgleichen.

Volkswirte erwarten, dass die EZB den Leitzins bis Ende 2014 bei einem halben Prozent belässt. Darüber hinaus haben die Notenbanker in der vergangenen Woche noch einmal unmissverständlich klargemacht, dass sie alles in ihrer Macht Stehende tun wollen, um die Eurokrise zu beenden und die Wirtschaft in der Eurozone flottzumachen. Eine Mehrheit im EZB-Rat will den Ankauf von Firmenkrediten durchsetzen, berichtet die Welt. Mit diesem drastischen Schritt wollen die Notenbanker die Banken in den Krisenländern entlasten und die Finanzierungsprobleme von kleinen und mittleren Unternehmen lindern. Entsprechende Vorschläge von Ökonomen kursieren schon länger, die hohen Zinsen für Firmenkredite in den Eurokrisenländern gelten als eine der größten Baustellen der EZB. Zwar wäre die Maßnahme unorthodox bis zum Gehtnichtmehr, die Aktienkurse würde sie aber ohne Frage befeuern.

Niedrige Zinsen und die Aussicht auf eine Konjunkturerholung sind nur zwei Gründe, warum DAX, Dow und Co weiter kräftig steigen werden. Im Jahr 2000, beim ersten Rekordhoch, waren alle investiert. Institutionelle Investoren und Privatanleger konnten nicht genug bekommen von Aktien - der Preis war egal. Jetzt findet an der Börse - zu Recht - eine tolle Party statt, und kaum einer feiert mit. Die Aktienquote bei Versicherungen liegt oft unter fünf Prozent. Einige Experten erwarten angesichts neuer Rekordstände panikartige Eindeckungen der Unterinvestierten.

Bildnachweis: Pexels/Pixabay